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Verstößt eine Weihnachtskrippe gegen das Bilderverbot?

Thu, 28 Nov 2024 17:06:19 +0000 von Uwe Pleuger

© A. Köstlin-Büürma
„Du sollst dir kein Bild von Gott machen“, so lautet das zweite Gebot im Alten Testament. Die alte Kirche hat dieses Gebot einst aus der Liste entfernt und die reformierte Tradition es wieder aufgenommen. Die weit verbreitete Anbetung von Heiligenbildern passte nicht zum evangelischen Glauben. Und eine Darstellung Jesu, ob nun als Kind in der Krippe oder als Gekreuzigter, sorgt doch dafür, dass wir uns ein Bild vom Sohn Gottes machen. Oder nicht?
Vielleicht hilft es, wenn wir uns bewusst machen, dass die Weihnachtsgeschichte eine Erzählung ist. So wie die Geschichte, die Jesus vom guten Hirten erzählt hat, der das verlorene Schaf gesucht und nach hause gebracht hat. Jesus hat Gottes Liebe auf diese Weise anschaulich gemacht. Das gleiche geschieht in den Erzählungen von der Geburt im Stall und von den Weisen aus dem Morgenland. Hier wird die Liebe Gottes zu den Menschen sichtbar gemacht, die sich nach dem wahren Leben sehnen. Sie dürfen das Kind finden, dem die Zukunft gehört.
Die Krippenfiguren zeigen also strenggenommen nicht Jesus selbst, sondern die handelnden Personen aus den beiden Erzählungen. In diesen Personen sollen sich die Betrachter selbst wiederfinden. Das ist der Grund dafür, dass es unterschiedliche Weihnachtskrippen geben muss. Eine afrikanische Krippe zeigt andere Personen als eine lateinamerikanische, eine traditionelle bayerische Krippe andere als eine aus Delfter Porzellan. Und die Papierkrippen aus dem Erzgebirge nehmen sogar die dortigen Berge mit auf. In einer Rheiderländer Krippe kann es dagegen allenfalls einen Deich geben.
Mich regt die Betrachtung dieser Krippen dazu an, mir die Weihnachtsgeschichte mit Menschen aus unserer Gegenwart vorzustellen und die alte Botschaft in unserer brisanten Welt neuzuhören: „Euch ist heute der Heiland geboren“.
Text: Albrecht Köstlin-Büürma
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